“Konzepte der Mensch-Natur-Beziehung und biosphärische Werte: Ein
Zugang für ein besseres Verständnis einer Wende zu nachhaltigem Energieverhalten?”

Das folgende Dissertationsprojekt von Michael Braito baut auf der Idee des Post-Doc-Projekts von Iris Kunze auf (siehe unten).

Problemwahrnehmung
Projektdesign
Projektziel
Projektteam

Problemwahrnehmung

Obwohl ein breites Wissen darüber besteht, wie und warum sich Menschen für ein bestimmtes Verhalten entscheiden, ist weiterhin strittig, wie umweltfreundliches Verhalten gefördert werden kann, um menschliche Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren. Ökonomische Anreize tragen nur bedingt dazu bei, dass sich Menschen umweltschonend und nachhaltig verhalten. In der Nachhaltigkeitsliteratur zu menschlichem Verhalten wird die Bedeutung von sozio-psychologischen Faktoren (Werten, Mensch-Natur Beziehung, Einstellungen, Normen usw.) hervorgehoben. Welche Faktoren speziell für das Energieverhalten eine Rolle spielen, ist noch weitgehend unklar. Gänzlich ungewiss sind die Auswirkungen von energiepolitischen Maßnahmen auf diese sozio-psychologischen Faktoren, die laut Literatur ausschlaggebend dafür sind, dass sich eine langfristige Verhaltensänderung etabliert.

Projektdesign

Um eine substantielle Wende hin zu einem nachhaltigeren Energieverhalten zu unterstützen, untersuche ich in meiner Dissertation menschliches Verhalten im Rahmen unterschiedlicher Strategien zur Steuerung des Energiesektors. Ziel ist es, ein ganzheitliches Verständnis dafür zu schaffen, warum sich Menschen in einem bestimmten Umfeld verhalten, wie sie es tun. Der soziale Kontext spielt dabei genauso eine Rolle wie der Einfluss von Anreizen und Institutionen. Im Fokus steht die Wechselbeziehung von Steuerungsstrategien und der Motivation von Individuen (sozio-psychologische Faktoren) ihr Energieverhalten zu ändern

Projektziel

Ich untersuche zwei unterschiedliche Ansätze zur Förderung von Photovoltaikanlagen: Förderung von individuellem versus Förderung von kollektivem Engagement in Photovoltaikprojekten. In beiden Fällen, in Österreich und der Provinz Südtirol (Italien) kann individuelles Engagement beobachtet werden. Kollektives Engagement zur Errichtung einer gemeinschaftlich finanzierten Photovoltaikanlage ist derzeit nur in Österreich erkennbar. Im meiner empirischen Arbeit kombiniere ich mehrere sozio-psychologische Variablen und Forschungsansätze. Aufbauend auf multidisziplinäre Theorien und mittels eines „mixed-method“-Designs gehe ich den folgenden Fragen auf den Grund:

  1. Wie unterscheidet sich das Energieverhalten von Personen die sich individuell beziehungsweise kollektiv an Photovoltaikprojekten engagieren?
  2. Wie wirken sich unterschiedliche Ansätze zur Förderung von Photovoltaikanlagen auf die Motivation der Befragten aus, ihr Energieverhalten zu ändern (Österreich versus Südtirol)?
  3. Welche Werte und Konzepte der Mensch-Natur Beziehung habe die Befragten beider Fallstudien (individuelles versus kollektives Engagement)?
  4. Wie wirken sich ökonomischen Anreizen auf die Werte und Konzepte der Mensch-Natur Beziehung aus (Österreich versus Südtirol)?

Projektteam

Doktoratsstudent: Braito Michael, Mag.
Betreuerin: Penker Marianne, Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.
BeraterInnen:
Muhar Andreas, Ao. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. nat.techn.
Flint Courtney G., Dr.nat.soc. (Utah State University, USA)

 

 

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Nachfolgend wird das ursprünglich als Post-Doc-Projekt geplante Vorhaben von Iris Kunze beschrieben.

“Konzepte der Mensch-Natur-Beziehung und ihre Anwendbarkeit in Nachhaltigkeitsprozessen”


Problemstellung
Forschungsprojekt
Projektteam

Problemstellung

Durch verschiedene Ursachen sind europäische Landschaften zu einem umkämpften Feld geworden. Gestiegener materieller Wohlstand, exponentiell wachsende Wirtschaft und damit verbundener Ressourcenverbrauch sowie ein gesteigertes Mobilitätsverhalten fordern die globalen und regionalen Gleichgewichte. Als Folge wurde das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung entworfen, um auf die Zusammenhänge zwischen globalen und lokalen Ebenen, Ökologie und Gesellschaft aufmerksam zu machen. Umgesetzt in politischen Handlungsstrategien durch die UNO, angewandt auf nationaler und lokaler Ebene, sollten und werden die Strategien in regionaler und lokaler Landschaftsplanung umgesetzt. Trotzdem werden die Entscheidungs- und Planungsprozesse von den beteiligten Akteuren oft widersprüchlich erlebt. Die Interpretation des Nachhaltigkeitskonzepts erscheint in der Praxis nicht so eindeutig wie das theoretische Konzept.

Forschungsprojekt

Mit dem Forschungsprojekt wird erstens angestrebt den Einfluss von Konzepten der Mensch-Natur-Beziehung auf Einstellungen und Engagement von Akteuren in landschaftsbezogenen, ländlichen Nachhaltigkeitsprozessen in Österreich einzuschätzen. Zweitens wird gefragt, ob und wie ein Engagement in Richtung Nachhaltigkeit in solchen Prozessen angeregt werden kann. Ist es z.B. besser an ihre Verantwortung gegenüber der Natur zu argumentieren, oder besser auf zukünftige Kosten oder Nutzen hinzuweisen?

Die Forschung hat mit einer theoretischen Analyse von Konzepten und Studien über Einstellungen und Verhalten in der Landschaftsplanung und den Nachbardisziplinen Umweltpsychologie, –soziologie und –bildungswissenschaft begonnen. In einigen Studien werden Typologien der Mensch-Natur-Beziehung in den Bereichen Nachhaltigkeit und Konsum, Freizeitnaturnutzung oder Landwirtschaft hergeleitet. Im nächsten Schritt des Forschungsprojektes wird daraus eine Typologie abgeleitet und plakative Beschreibungen einzelner Typen aus der Akteursperspektive formuliert (Narrative).

Für die Auswahl von Fallstudien in Österreich (im Vergleich mit den USA) sollen sodann informelle Gespräche mit SchlüsselakteurInnen zum Zusammenhang von Kommunikation und Engagement in Nachhaltigkeitsprozessen geführt werden und geeignete Fälle identifiziert werden. Diese können im Bereich Landwirtschaft (z.B. Ökopunkteprogramm, Kulturlandschaftsprogramm), Schutzgebietsplanungen (inkl. Natura 2000), nachhaltige Regionalentwicklung (z.B. Lokale Agenda 21), Flusslandschaftsrevitalisierung oder Energieplanungen (z.B. Windkraft, Geothermie) liegen. Von bevorzugtem Interesse sind Fälle, die mit Gruppenentscheidungsprozessen verbunden sind. In drei bis fünf Fällen sollen möglichst alle beteiligten AkteurInnen mithilfe der Narrativen befragt werden. Daraus wird im Auswertungsverfahren abgeleitet, welche Konzepte welchen Einfluss auf das Engagement für Nachhaltigkeitsprozesse haben.

Im zweiten Teil der Forschung werden diejenigen Konzepte der Mensch-Naturbeziehung, die ein Engagement in Nachhaltigkeitsprozessen anregen näher charakterisiert und verschiedenen umweltkommunikativen Konzepten und Konzepten der Nachhaltigkeit zugeordnet. Das Ergebnis der Forschung wird vor allem Strategien für eine effektive Kommunikation und Mobilisierung von AkteurInnen in Nachhaltigkeitsprozessen umfassen.

Projektteam

Post-doc: Kunze Iris, Dr. (ausgeschieden)
Betreuer: Muhar Andreas, Ao. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. nat.techn.
Beraterin: Penker Marianne, Ao.Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.